Als wir unsere Hosen im Januar 2020 auf der Innatex präsentierten, dürfte nur den wenigsten bewusst gewesen sein, welch prägender Einschnit bevorstand.
Unsere Geniestreich-Jahre konnten wir bis dahin nach denselben Parametern gestalten; abseits der einen oder anderen ganz natürlichen Abweichung hier und da: Die Händlermessen stehen im Januar und Juli an, diverse Veranstaltungen verteilen sich über die erste Jahreshälfte und nach den Sommerferien gibt’s alle zwei Wochen eine Ausstellung. In der Summe führten diese Aktivitäten dazu, dass wir in gesundem Maße wuchsen – also wollten wir diesen Ablauf weiterführen, bis etwas dagegen sprach.
Bereits im Februar 2020 war es dann so weit. Ein großer Teil unseres Konzeptes stürzte urplötzlich in sich zusammen; wir waren ganz schön perplex. Die meisten Menschen beschäftigten sich derweil vor allem damit, neue Lösungen für einen völlig veränderten Alltag zu erarbeiten. Der sonst vielleicht fünf Minuten verschlingende Einkauf für ein Abendessen mutierte zu einer bestenfalls „nur“ halbstündigen Führung durch die Supermarktregale. Durch die damals beschlossenen Maßnahmen wurde das Leben aufs Wesentlichste beschränkt, was starke Auswirkungen auf die Manufaktur hate.
Bedingt durch den geschlossenen Handel brach der Verkauf an die Händler nahezu vollständig ein. In Situationen wie diesen braucht man einfach Glück – und wir haten es in Form vieler Bestandskunden, die uns mitunter ganz klassisch per Telefon die Treue gehalten haben. Zudem sorgten die von der Regierung beschlossenen Lockdowns für immenses Interesse am Online-Shopping, sodass auch Neukunden vermehrt auf uns aufmerksam wurden.
An Kunden verschickte Musterhosen wurden anhand von Bildern, am Telefon oder im Video-Chat gemeinsam besprochen – eben fast genauso, als seien unsere Interessenten bei uns in der Manufaktur vorstellig geworden. Ein Modell, das sich von Flensburg bis Wien bewährt hat.
Apropos: Wir haben das Produkt „Lieblingshose“ weiter verbessert: Diese bekommen Kunden nun in neuen Stoffen und ohne, dass die Schere an die alte Hose angelegt werden muss. Wir kennen keinen anderen Anbieter, der das auf diese Weise bewerkstelligt!
Nichtsdestotrotz sind unsere Absatzzahlen vielerorts noch nicht wieder auf dem Stand, den wir vor dieser beispiellosen Krise verzeichnen konnten. Oft haben wir seitens der Händler zu hören bekommen, dass große Hersteller auf die Abnahme ihrer bestellten Mengen bestanden haben und die Lager nach zwei Lockdowns (und bis zu neun Monate lang geschlossene Geschäften) schlicht überfüllt sind. Da wir nach Bestellung innerhalb weniger Wochen liefern, ist es nur verständlich, wenn Händler an diesem Punkt nur tatsächlich nachgefragte Ware nachbestellen.