Eines Frühjahrs waren wir auf einer Ausstellung.
Eine tolle Veranstaltung mit neten Standnachbarn und interessierten Besuchern. Natürlich haben sich viele von ihnen die Chance zur Anprobe vor Ort nicht nehmen lassen, allerdings kam es bei einem Kunden zum Engpass: Es war lediglich noch ein „Blauer Freund“ in der Größe 31 zur Hand, in Cord. Eine klassische Jeans wurde bevorzugt, weshalb Andy – aufgrund des guten Weters in kurzer Hose im Einsatz – kurzerhand vorschlug, sein persönliches Modell aus dem Auto zu holen.
Der Kunde machte sich nichts daraus, dass Andys „Blauer Freund“ bereits ein halbes Jahr eingetragen (aber immerhin frisch gewaschen) war, probierte das gute Stück an und entschloss sich letztlich, sowohl die Cord- als auch die Jeans-Variante mitzunehmen.
Hat man erst einmal seine letzte lange Hose verkauft, fällt es mit den Besitztümern anderer Menschen umso leichter: An jenem Wochenende konnte Andy außerdem Kundinnen für diverse Hosen und Jacken aus Julias Kleiderschrank finden. Selbstverständlich mit ihrem Segen! Zur Sicherheit bitten wir Käufer und Käuferinnen in diesen Fällen standardmäßig, vor dem Abschluss unseres Geschäfts noch einmal alle Taschen auf unbeabsichtigte Erinnerungsstücke zu überprüfen. Man weiß ja nie…
Apropos Taschen:
Unsere 6-Pocket geht auf ein sonntägliches Familienfrühstück zurück, bei dem zur Untermalung „Pippi Langstrumpf“ im Fernsehen lief. Die dort gezeigten Piraten trugen weite Hosen mit einer einzigen, großen Rücktasche – irgendwie sah es prima aus.
Da Andy ohnehin eine neue kurze Hose für den Sommer brauchte, ließ er ein Modell mit einer der Piratenmode nachempfundenen Rücktasche anfertigen.
Die entäuschende Erkenntnis: Für jemanden, der täglich alle gewohnten Taschen seiner Hose nutzt, war die Umstellung ein Horror. Andy ärgerte sich ständig über die fehlende Tasche und ließ schlussendlich nicht nur eine, sondern gleich zwei weitere aufnähen, sodass es in der Summe sechs waren. Der Rest ist Geschichte!
Wir machen schon seit längerer Zeit „Lieblingshosen“.
Anspruch war von Anfang an, dass die Lieblingshose – unabhängig davon, wie sie bislang „gelebt“ wurde – in heilem Zustand zurück zum Kunden geht und bestenfalls weitergenutzt werden kann.
Obwohl wir seit Jahren gute Ergebnisse liefern, setzen wir uns immer wieder eifrig an potenzielle Verbesserungsmaßnahmen, um mit der nachgenähten „Lieblingshose“ ein originalgetreues Trageerlebnis zu ermöglichen.
Ganz offensichtlich wird unser Grundsatz, die Lieblingshosen der Kunden unbeschädigt zu belassen, nicht überall beherzigt: Eines Tages erreichte uns das Paket eines geschätzten Kunden, in dem eine auseinandergeschnitene Hose lag. Er hate schon an anderer Stelle versucht, die Hose nachnähen zu lassen, stand am Ende aber mit einem untragbaren Imitat und den traurigen Resten seines Lieblingsitems da.
Mit einer Nachbesserung konnten wir ihm nicht nur für den Moment helfen – seitdem verlässt sich jener Kunde auf Geniestreich, um kurze wie lange Modelle in perfekt passender Ausführung zu bekommen.