2013
Unter dem Mantel der Verschwiegenheit
Der erfolgte Startschuss ließ jetzt keine Gedanken an einen „normalen“ Job mehr zu.
Wir waren uns sicher, dass uns jemand zuvorkommen würde und wir uns irgendwann unbeschreiblich ärgern, wenn wir es nicht wenigstens versucht häten.
Wir beschlossen also in aller Ernsthafigkeit, unser Erspartes in ein Unternehmen zu investeren.
Nachdem uns ein Freund der Familie fachgerecht zu den Feinheiten einer Gründung beraten konnte, wurde die „kju GmbH“ im März 2013 aus der Taufe gehoben.
Hinter dem Namen steckte zugegebenermaßen kein tiefgründiges Konzept – mit unserem Sitz im Bielefelder Stadteil Quelle entschieden wir uns kurzerhand für die englische Lautschrift des „Q“ und waren vor allem darauf bedacht, endlich loszulegen.
Obwohl wir uns enorm auf den aufregenden Karriereabschnit gefreut haben, hielten wir uns bewusst bedeckt.
Wir wollten unser Umfeld erst einweihen, wenn es mehr als eine große Idee vorzuweisen gab. Nicht einmal unsere Eltern wussten Bescheid und grübelten mehr als einmal, warum Andy nach wie vor keinen neuen Job hate… unwissend, dass wir uns längst mit einer Vielzahl ganz eigener Fragen beschäftigten.
„Wie sollen die Hosen heißen?
Wo bekommen wir die Materialien her?
Was für Maschinen werden eigentlich gebraucht?“
Im Zuge der Gründung gab es definitiv jede Menge zu klären.
Eine Freundin vermitelte einen wertvollen Kontakt zum Mode-Fachbereich der FH Bielefeld, wo uns der Prof Absolventen vorschlug, denen er einen Jeans-Schnit zutraute.
Das klappte hervorragend; Clotilde Bonhert fertigte uns je zwei Schnite für Damen und für Herren an. Der Anfang war gemacht!
Als wir die erste Hose nähen ließen, fühlten wir uns, als sei die größte Aufgabe bereits erledigt.
Das Modell, das wir damals zuerst haben nähen lassen, heißt heute übrigens „Nummer 1“ – naheliegend, nicht wahr?
Nummer 1
Die Euphorie wurde gebremst, als wir feststellen mussten, dass „kju“ eine alte Marke eines Wäscheherstellers war.
Wir brauchten also einen neuen Namen. Nach einiger Überlegung legten wir uns auf „upstream“ fest, weil wir Dinge anders machen wollten. Wir regelten die rechtliche Basis, ließen den anderen Namen ins Handelsregister eintragen und wähnten uns der Lösung des Problems so nah… doch das nächste Treffen an der FH nahm uns einmal mehr den Wind aus den Segeln.
„Warum heißen die Hosen `upstream´, wenn sie explizit in Deutschland hergestellt werden? Das passt irgendwie nicht.“
Mit einer einzigen Frage gelang es dem Prof unseres Vertrauens, Andy sagenhaft wütend zu machen.
Natürlich nicht auf den mitdenkenden Akademiker – er ärgerte sich, nicht selbst auf einen so offensichtlichen Aspekt gekommen zu sein. Abgesehen vom Geld und der Zeit, die wir häten sparen können, standen wir erneut ohne den einen, wirklich zufriedenstellenden Namen da.
Glücklicherweise fiel er Andy nur wenig später während einer Taxifahrt in den Schoß… wie es mit einem „Geniestreich“ eben allzu oft der Fall ist.
Mit dem endgültigen Namen im Gepäck ging es mithilfe einer Agentur an den Internetauftrit und erste Marketingmaßnahmen. Wortwörtlich mitansehen zu können, wie sich Ideen immer mehr in Realität verwandelten, war ein schlichtweg fantastisches Gefühl.
Parallel dazu haben wir Lieferanten für die Rohstoffe aufgetrieben und neben einer Näherin auch eine Bekleidungstechnische Assistentin, die unsere Schnite digitalisierte, ausfindig gemacht.
Noch 2013 wurden wir uns zudem mit einem Maschinenlieferanten einig. Als dessen Produkte im Februar 2014 bei uns eintrafen, konnte es - gut ein Jahr nach dem Startschuss – endlich mit unserer eigentlichen Jeans-Produktion losgehen!