2014
Über Umwege ins Blaue Glück
Gründen ist eine Achterbahnfahrt – und so folgte auf die anfängliche Freude bald wieder Frust.
Es gab zu viele Tage, an denen wir lediglich eine oder zwei Hosen produzieren konnten. Das entsprach unseren Vorstellungen natürlich nicht ansatzweise. Immer wieder musste irgendetwas angepasst, geändert oder komplet neu gemacht werden. Wir stellten fest, dass die Maschinen einfach nicht sonderlich gut zu unseren Jeans passten und die Schnite auf Passform und Optik, nicht jedoch auf eine flüssige Produktion ausgelegt waren.
Wie heißt es so schön? Geduld ist eine Stärke, wenn man sie denn hat.
Wir haben in dieser Zeit gelernt, dass die Maschinen durchaus mit Formel-1- Fahrzeugen vergleichbar sind. Die sind zwar allesamt pfeilschnell, allerdings muss jeder Wagen individuell auf jede Strecke angepasst werden, um seine Stärken auszuspielen und das Rennen nicht neben der Strecke zu beenden. Bezogen auf unser Metier müssen die Nähmaschinen, der Stoff und der Schnit harmonieren, damit die Produktion reibungslos läuft.
Als wir damals anfingen, mehrere Hosen gleichzeitig zu fertigen, offenbarte sich ein weiteres Problem: Die Hosen waren nur anhand von Details zu unterscheiden, sodass wir ständig zum Maßband greifen mussten. Schon waren wir also wieder bei der Namenssuche!
Vorschläge reichten von Städtenamen über Flüsse, Gebiete, Berge und Vornamen bis hin zu Zahlenkombinationen.
All das überzeugte uns nicht wirklich, weshalb wir letztlich eine Variante wählten, die durchaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen sein sollte. Wir wollten, dass schon der Klang des Namens der Hosen freudige Assoziationen auslöst und entschieden uns daher für „Blaues Wunder“, „Blaues Glück“, „Blauer Freund“ und „Für alle Fälle“.
Hosen füllten das Lager zunehmend und der Zeitpunkt, an dem wir uns der Öffentlichkeit präsentieren wollten, rückte in greifbare Nähe. Um den dazugehörigen Internetauftrit zu komplementieren, hielten wir zwei Shootngs rund um unsere frisch produzierten Geniestreiche ab. Die zuständige Fotografin besorgte Models und bescherte uns zwei Tage, wie wir sie bis dahin noch nicht erlebt haten - einfach aufregend anders.
Leider gibt es bis heute Menschen, die sich an den Namen der Hosen oder den dazugehörigen Bildern stoßen. Wir bedauern sehr, wenn „Blaues Begehren“, „Blaue Versuchung“ oder auch Motive mit professionellen Models in High-Heels als „sexistisch“ bezeichnet werden.
Unnötig zu erwähnen, dass das keinesfalls unsere gewollte Message ist!
Da ein absoluter Großteil unserer Kundschaft die Produktnamen genauso empfindet, wie sie schon immer gemeint waren, haben wir sie in ihrer ursprünglichen Form belassen.
Wir beabsichtigen definitiv nicht, Menschen zu verärgern und wollen – ganz im Gegenteil – Lächeln in Gesichter zaubern.
Mit der Fertigstellung des Internetauftritt wuchs das öffentliche Interesse noch einmal spürbar: Lokalmedien schickten Redakteure für TV- und Zeitungsbeiträge, während der Verkauf nun offiziell über Freunde und Verwandte hinausging.
Endlich „echte“ Kunden zu überzeugen, war wirklich ein besonderer Meilenstein für uns.
Zu diesem Zeitpunkt boten wir vier Modelle in fünf Größen und zwei Längen, also insgesamt 40 verschiedene Hosenmodelle, an.
Schon bald verriet uns die anhaltende Nachfrage, dass es damit keineswegs getan sein würde…